Alice Guy, Erinnerungen 1981 in deutscher Sprache herausgegeben, ist spannend zu lesen über die Anfänge von Charly Chaplin und zu dem Beginn von Hollywood. Wie das entstand, als Trieb festzuhalten das Flüchtige, und wozu und wie anders. Es war viel Neues darin. Für wen und was.
Sehr schnell die Fragen nach der Unterscheidung von gut und schlecht. Böse oder dem Auftrag des Menschen entsprechend. Auch wieviel Fiktionales in Bildern und Tönen zusammen. Neue Welten erschlossen zu erhalten und zu bewegen.
Aus Korea nun ein Text zu den Demminer Gesängen .
Dem letzten Film von hier.
Der endet so:
In Demminer Gesänge bleibt Syberbergs wesentliche ästhetische Methodik – also Wiederholung und Zitat, Voice-Over, Anspielungen seiner Filmszenen in seinen Werken und viele lange Monologe etc. – weiterhin wirksam, doch besonders in der Musik tritt eine Unterscheidung auf. Die Musik, die in regelmäßigen Abständen wiederholt wird und das strukturelle Gerüst des Films bildet, ist nicht die von großen Komponisten wie Wagner oder Mozart, sondern ein Teil des Chorals „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ von Joachim Neander, der von einer 97-jährigen Frau mit zarter Stimme gesungen wird. Ihre unvollkommene Darbietung auf der wackeligen Orgel spiegelt die psychische Unruhe der Demminer Geschichte wider, während die ständig verwackelten Bilder des Films dies ebenfalls tun, und sie sind die ursprüngliche Quelle aller Monologe Syberbergs! Mit einem warmen, menschlichen Blick auf die alte Frau wird ihre Stimme wiedergegeben, die nicht mehr über die Tragödie Demmins schweigt, sondern das Verlangen nach einem neuen Leben ausdrückt, in dem sie mit anderen Menschen zusammenkommt und die Vergangenheit überwindet, was einen Menschen und sein begrenztes Leben reflektiert. Diese Dokumentation ist daher sehr melancholisch, doch ihre Stimme flackert wie ein Leuchtsignal des Glühwürmchens, ein kleines Signal der Hoffnung, das die Menschen zusammenbringt. Aus diesem Grund möchte Syberberg nicht einfach nur über die Tragödie der Geschichte klagen, sondern sie durch gemeinsames Singen heilen. Dies ist seine philosophische Reflexion, die darauf abzielt, von der seelischen Unruhe der Demminer Geschichte zur Ruhe zu gelangen.
Deshalb: Singen und singen, aber nicht allein!
Hier, wo du mitsingst, „findest du deine Ruh'!“