wie friedlich.
ruhevoll.
nichts tun.
nur atmen, schauen, gehen.
weinen vielleicht.

zugesch. KW:
betr. von Glück und Aufwand

Eine Rezension von Bernd Grabowski
Vom Angeln in Kellerlöchern und anderen Kinderspielen

Manfred Bofinger: Der krumme Löffel
Miniaturen einer Kindheit.
Aufbau-Verlag, Berlin 1998,

„Jahrelang lagen wir auf den Knien“, erinnert sich Bofinger an seine Kindheit. Mit der Nase direkt am Gitterrost, starrte er in dunkle Kellerlöcher, dabei immer in Bereitschaft einen langen Stock, an dem unten ein rechtwinklig gebogener Eßlöffel festgebunden war. Wurde etwas Brauchbares entdeckt, beförderte der Löffel den Schatz nach oben: Geldstücke, Murmeln, Nägel, Schrauben, Knöpfe, Glasscherben, Gürtelschnallen, Fahrradventile, Zigarren- und Zigarettenkippen. Das Aufregendste sei eine mumifizierte riesige Schabe gewesen. Der krumme Löffel bewährte sich ausgezeichnet, doch beim Versuch, ihn wieder geradezubiegen, zerbrach er.

...Leben im Nachkriegs-Berlin... viel Phantasie und Humor beim Spiel... Das allgemeine Elend, die Trümmerwüsten erwiesen sich dabei nicht als hinderlich... „daß die Jahre der Notbehausungen, der eiskalten Winter und des Hungers aus Kindersicht mitunter auch vergnüglich und freundlich waren“.

Man lernt halbdunkle, feucht-muffige Kellerwohnungen kennen, die gerade in jenen Häusern üblich waren, in denen die Familie Bofinger lebte... Man kann... lesen über Polizeirazzien auf dem schwarzen Markt und über das einstige Berliner Original, den auf seinem Artistenfahrrad turnenden Strohhut-Emil. Man erfährt, welchen Wert damals Comics und Sanella-Sammelbilder hatten, wie sich die Leute bei den häufigen wie überraschenden Stromsperren verhielten, als was für eine Delikatesse Brausepulver galt. ...die Kinderspiele von früher: murmeln, sammeln von Maikäfern, klettern in den Ruinen, trieseln, Buntmetall klauen, Schwitzkasten-Wettbewerbe, springen von einer Spreebrücke, Kino per Laterna magica und eben das Angeln in Kellerlöchern mit einem krummen Löffel.

...hat der Künstler zwei Bleistiftzeichnungen hinzugefügt. Sie stammen aus der Zeit, als es noch eine Kunst war, einen Bleistift aufzutreiben.

 


dankbar für solche Momente.
um ihre Kostbarkeit wissend.
genießen, diese Gaben.
aus wohl abgewogenem Tun.
und himmlischem Segen.
wenn menschliches Handeln.
zerstörerisch fehl geht.
sich wieder aufmachen.
neue Ordnung zu schaffen.
dass gedeihliches Leben sein kann.
also rar.
die Momente der Ruhe.
erst nachher.
vorher weiter tätig sein.
formend.
und berichtend davon.