KW schickt:

Wie hoch es hinaufgehen kann und wie tief hinab, das ist eine fast körperliche Wahrnehmung und zugleich eine Metapher in der Inszenierung Ñ14 Vorhängeì, die Andr Bäcker eingerichtet hat. Dabei ist dieses Theater nicht nur geschlossen, wie alle im Lockdown, sondern auch noch Baustelle, entkernt von Sitzreihen, Wandverkleidungen, Boden. Durch den nackten Beton, vorbei an aufgerissenen Wänden, ¸ber Wendeltreppen und durch leere Foyers, ¸ber Emporen und durch die Keller wandert einsam ein Schauspieler, Klaus Müller.Wie man das erleben kann, wenn man doch nicht in das Gebäude darf? Mittels einer Virtual-Reality-Brille, die den Blick dreidimensional durch den Raum gleiten lässt.Ein entkerntes Theater ist ästhetisch die Steigerung zu einem leeren Theater, und deshalb passt dieses Stück Medienkunst gut in die Zeit. Als ob nicht nur die Zuschauer nicht mehr da wären, sondern auch der Theaterbetrieb kurz vor dem Abriss stünde.Der Mann, der durch das leere Theater geht, könnte auch der letzte Mensch sein. Ob da draussen überhaupt noch eine Welt ist? Man selbst ist ein blinder Fleck in diesem Raum.Allein diese Theaterwanderung ist das Vorspiel für einen Monolog, der erst in den letzten Minuten der Inszenierung kommt. Der Text von Schleef entfaltet die Erinnerung eines Schauspielers, der einst grofle Triumphe auf der Bühne feierte, 14 Vorhänge hatte er, 14-mal holte der Applaus des Publikums ihn nach vorne. Und jetzt ist das alles bitter ¸berschattet von seiner Kündigung.Er erzählt von Krankheit, die als Wahn gedeutet wird, von der Kränkung, nicht mehr gesehen zu werden. Dann springt der Text in knappen Sätzen, plötzlich spielt er am Hafen, obwohl er keine Stimme mehr hat. Und auch den Text nicht mehr wess.Diesen Alptraum eines Schauspielers schrieb Einar Schleef. Er widmete den Text Bernhard Minetti,spielt aber auch auf Inszenierungen Schleefs an, die er nicht beenden konnte, weil ein Theater geschlossen wurde, oder die er platzen liss.schrumpft der Monolog auf einen tragischen Moment am Ende einer Schauspielerkarriere zusammen, ohne dass man viel von den gesellschaftlichen und kunstbetrieblichen Bedingungen wüsste, die ihn hervorgebracht haben.

aus: taz, 2/2021

was man vor hat.
wie man es entwickeln kann.
aus Vorstellung.
schrittweiser Realisierung.
Überprüfung.
mit Augen und Tastsinn.
Korrektur.
neuer Vorstellung.
und Rückschau.
was schon gelang.
und wie.
im Nachmittagssonnenschein.
Lehm, Ton, Stein.
unter den Füßen.
was wird geschehen dort.
verlangt nach Leben.
das Haus.
möge sie gelingen.
die Synthese.
von Außen und Innen.
Form und Inhalt.
an diesem Ort.
am Ende.
und mitten in.
der Welt.