Gottfried Benn
TEILS-TEILS
In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs
wurde auch kein Chopin gespielt
ganz amusisches Gedankenleben
mein Vater war einmal im Theater gewesen
Anfang des Jahrhunderts
Wildenbruchs Haubenlerche
davon zehrten wir
das war alles.
Nun lŠngst zu Ende
graue Herzen, graue Haare
der Garten in polnischem Besitz
die Gräber teils-teils
aber alle slawisch,
Oder-Neisse-Linie
für Sarginhalte ohne Belang
die Kinder denken an sie
die Gatten auch noch eine Weile
teils-teils
bis sie weitermŸssen
Sela, Psalmenende.
Heute noch in einer Grossstadtnacht
Cafeterasse
Sommersterne,
vom Nebentisch
Hotelqualitäten in Frankfurt
Vergleiche,
die Damen unbefriedigt
wenn ihre Sehnsucht Gewicht hätte
wäge jede drei Zentner.
Aber ein Fluidum! Heisse Nacht
ˆ la Reiseprospekt und
die Ladies treten aus ihren Bildern:
unwahrscheinliche Beauties
langbeinig, hoher Wasserfall
über ihre Hingabe kann man sich gar nicht erlauben
nachzudenken.
Ehepaare fallen demgegenüber ab,
kommen nicht an, Bälle gehn ins Netz,
er raucht, sie dreht ihre Ringe,
Ÿberhaupt nachdenkenswert
Verhältnis von Ehe und Mannesschaffen
LŠhmung oder Hochtrieb.
Fragen, Fragen! Erinnerungen in einer Sommernacht
hingeblinzelt, hingestrichen,
in meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs
nun alles abgesunken
teils-teils das Ganze
Sela, Psalmenende.
was wir eben noch gegenüberstellten, als Gabe der Worte, verstanden gerade zu den Ereignissen vor 45 und ihren Überlebenden als das, was alle rührt, ist nun aufgehoben neuem Sinnen und Welten da nach.
Eine Archeologie der Sinne in Worten trifft auf einen neue Welt.
Man stelle sich vor . Die Opfer der Strafe Gottes über unsere Zeiten, die Sünden des Menschengeschlechts gegen die Gesetze Gottes und der Natur, mit den anderen in der Rolle derer, die nicht wissen was sie tun, und dann diese Worte, auch dieser Menschen in gleicher Sprache . Als Fanal im Heiligen Land der Väter und Mütter und Töchter und Söhne. Was dann wäre.
Nun auch mit den Worten da nach.