"Alleen
Alleen und Blumen

Blumen
Blumen und Frauen

Alleen
Alleen und Frauen

Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer"

"Alleen
Alleen und Blumen

Blumen
Blumen und Frauen

Alleen
Alleen und Frauen

Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer"

 

Samstag, den 27. Januar
und siehe auch >>

 

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Den Träumenden darzustellen, gleich zu Anfang, ist schon ein Programm. Diesen hat man elimiert. Und das war sein Ende. - Und vieles anderen auch.

Was genau ist "sexistisch"? An der Berliner Alice-Salomon-Hochschule gibt es seit Wochen Streit über ein angeblich sexistisches Gedicht. Es ziert seit Jahren die Fassade, auf Spanisch, denn es stammt von Eugen Gomringer, einem 92-jährigen, ziemlich bekannten Lyriker, Sohn einer Bolivianerin. Der sexistische Text geht auf Deutsch so: "Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer".

Die Studentenvertretung Asta sagt, das Gedicht müsse weg, weil es "Angst macht", denn: "Potenziell übergriffige und sexualisierende Blicke können überall sein." Da hätte ich, als Rektor der Hochschule, meinen Studenten eine Angst-Therapie spendiert sowie einen Grundkurs in schöner Literatur, denn diese bedauernswerten Geschöpfe scheinen ja in ihrem kurzen, ereignisarmen Leben ausschließlich feministischen Trash aus der untersten Schublade gelesen zu haben. Der Akademische Rat dieses bildungsfernen Bildungsinstituts empfiehlt tatsächlich eine neue Fassadengestaltung, bis zum 15. Oktober durften Vorschläge eingereicht werden. Möglich ist auch, dass der sexistische Text bleiben darf, aber die "Kritik aufgegriffen" und das Skandalwerk "in einen Kontext gesetzt" wird, vielleicht mithilfe einer Warntafel: "Frauen sind keine Blumen. Man darf die nicht einfach gießen, düngen oder ohne ihre Einwilligung umtopfen. Schneiden nur nach Aufforderung und nur Haare, Fuß- oder Fingernägel." Zu bedenken ist, dass vor allem solche Sexisten das Gedicht als Ermutigung verstehen können, die des Spanischen mächtig sind. Die Warntafel muss mehrsprachig sein.

HARALD MARTENSTEIN
Redakteur des Tagesspiegels
ZUR AUTORENSEITE
Wenn so etwas Schule macht, dann ist, nach einigen Tausend erfreulich produktiven Jahren, das Ende der Kunst gekommen. Hervorbringungen, die garantiert bei niemandem auch nur das geringste Unbehagen wecken können und keinerlei Uneindeutigkeit enthalten, heißen bekanntlich nicht "Kunst", sondern "Kitsch". Wenn man den sexualisierenden Blick aus dem Leben komplett verbannen möchte, gibt es sowieso nur ein einziges wirklich wirksames Rezept, die Burka.

Die Liste der verfemten Dichter wird lang sein. Auf Platz eins, kurz vor den frauenbewundernden Minnesängern, steht natürlich Heinrich Heine. Hier ein Auszug aus Alte Rose: "Und ich wollt die Rose brechen, / Doch sie wußte mich pikant / Mit den Dornen fortzustechen. / Jetzt, wo sie verwelkt, zerfetzt / Und verklatscht von Wind und Regen – / Liebster Heinrich bin ich jetzt, / Liebend kommt sie mir entgegen. (...) Sticht mich jetzt etwa ein Dorn, / Ist es an dem Kinn der Schönen. / (...) Geh ins Kloster, liebes Kind, / Oder lasse dich rasieren."

Das Tolle an Heine: wie dieser Teufel es geschafft hat, Sexismus, Altenfeindlichkeit, Schleichwerbung für Kosmetikkonzerne, Pädophilie ("liebes Kind"), Klerikalfaschismus ("Kloster") sowie die Verharmlosung des Klimawandels ("Wind und Regen") in einem einzigen Gedicht unterzubringen.

Dieser Artikel stammt aus der ZEIT Nr. 44/2017. Hier können Sie die gesamte Ausgabe lesen.
Die Studierenden schreiben, dass Frauen nicht zu "bewunderungswürdigen Objekten" degradiert werden dürfen. Frauen, die solchen, mit den Worten des Autors Christoph Hein, "barbarischen Schwachsinn" verzapfen, werden doch niemals in diese Verlegenheit kommen, oder? Interessanterweise haben Künstler, Kolumnisten oder Fußballer mit Bewunderung keinerlei Probleme, im Gegenteil. Man sollte einfach in dem Gedicht überall dort, wo "Frauen" steht, meinen Namen einfügen, das wäre mein Vorschlag, "Ronaldo" geht auch. Und wer sich über den real existierenden Sexismus informieren möchte, sollte einfach den Namen "Harvey Weinstein" googeln.

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das kann nicht das letzte Wort sein zu dem was vor 25 Jahren nachfolgte als ers Einzige und Erste. Schon damals ein fake, Leichter verdaulichere Protest im Rahm. Nach dem was es gekostet hatte hier. Und Anderes zu tun. Für alle anderen auch

Mit Abwehr und Meidung schon immer von allen Seiten und gerade auch von dort.

auch der war
ein Van Gogh