Es war in der ersten Woche des neuen Schuljahres, auf dem Speiseplan der Kantine einer Grundschule in Pennsylvania stand Hühnchen. Ein Junge aus der ersten Klasse hatte das Fleisch bereits auf dem Teller, doch da kam eine Mitarbeiterin und warf es in den Müll. Der Grund: Die Eltern des Kindes hatten das Essensgeld nicht bezahlt.

"Lunch shaming" wird diese Praxis in den USA genannt, und der Vorfall aus Pennsylvania ist kein Einzelfall. An manchen Schulen müssen betroffene Kinder zur Strafe den Fußboden der Mensa wischen, an anderen bekommen sie einen Stempel auf den Arm mit der Aufschrift "Ich schulde Essensgeld".

Stacy Koltiska, eine Kantinenangestellte aus Pennsylvania, hat eine öffentliche Diskussion über diese Form der Diskriminierung von Kindern aus armen Familien angestoßen. Koltiska hatte dem Erstklässler gemäß Vorschrift das Hühnchen wieder weggenommen. "Seine Augen füllten sich mit Tränen und da dachte ich mir: das kann ich nicht machen, das ist lächerlich", erzählt die dreifache Mutter.

"Praxis ist weit verbreitet"

Koltiska kündigte daraufhin im vergangenen September ihren Job. Sie könne nicht länger für "eine Einrichtung arbeiten, die wegen 2,05 Dollar einem Kind das Essen verweigert und es demütigt", schrieb sie in ihrer Kündigung, die Schlagzeilen machte.

 

"Wie kann man erwarten, dass sich ein Kind acht Stunden in der Schule konzentriert, ohne etwas zu essen zu bekommen?", empört sich die ehemalige Kantinenmitarbeiterin Koltiska. "Wir geben Gefangenen drei Mal am Tag zu essen, aber unsere Kinder bekommen nichts."

lov/AFP