Gabriel trifft wie geplant israelische Regierungskritiker
Jerusalem (dpa). Zum Abschluss seines Antrittsbesuchs in Israel ist Außenminister Sigmar Gabriel am Abend wie geplant mit regierungskritischen Friedensaktivisten zusammengekommen. Wegen dieses Treffens hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Gabriel nicht empfangen. Er wolle sich nicht mit ausländischen Besuchern treffen, die sich mit Gruppen verabreden, „die israelische Soldaten als Kriegsverbrecher verleumden“, hieß es zur Begründung. Gabriel hatte das Treffen als „ganz normal“ bezeichnet. Die Absage wird nach seiner Ansicht die deutsch-israelischen Beziehungen nicht beschädigen.

26.04.2017 02:47 Uhr

Die Lage am Mittwoch
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es war ein Eklat, den Israels Premier Benjamin Netanyahu ganz offensichtlich gewollt hatte: Weil Außenminister Sigmar Gabriel bei seinem Besuch darauf bestand, sich auch mit Nichtregierungsorganisationen zu treffen, die Netanyahu missbilligt, sagte der Ministerpräsident das geplante Gespräch mit Gabriel ab. Das zeigt vor allem eines: Die historisch bedingte Sonderbehandlung Israels stößt mit der Regierung Netanyahu an ihre Grenzen.

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Sicher, Israel kann für Deutschland nie ein Land sein wie jedes andere. Besondere Rücksicht ist geboten, bis heute, auch besonderes diplomatisches Feingefühl. Aber die historische Schuld kann nicht dazu führen, dass Deutschland es akzeptiert, wenn die israelische Regierung sich immer weiter von jenen Werten entfernt, die wir bisher für gemeinsame gehalten haben.

Der Gabriel-Vorfall unterstreicht jedoch die Tatsache, dass, während Israel international isoliert ist, und die erbärmlichen Versuche, es zu boykottieren, völlig versäumt haben, auch für den aufkeimenden Handel Israels zu beten, und das Land immer noch nicht als eine reguläre Demokratie behandelt wird in allen Dingen. Netanyahu behauptet, Israels Aussenbeziehungen zu einer "beispiellosen Blüte" geführt zu haben, aber die Besetzung, so lange sie weiter geht, wird in der diplomatischen Salbe eine Fliege bleiben. Anshel PfefferHaaretz http://www.haaretz.com/israel-news/ autom. Übers.
Die lange notwendene Überführung der Realitäten in Israel in die Schlagzeilen der Welt konnten nur geschehen durch einen Politiker ohne Fortune und gerade aus Deutschland. Aber wie sehr dies Israel zum Schlüssel vieler Probleme der Welt auch ist, gilt es noch zu erkennnen. Die sogen. westliche Welt -des biblischen Erbes- wird sich da schuldhaft insgesamt schwer tun.