Lieber Herr Raddatz, Sie sehen meine Verwirrung und den Versuch solche bei Lesern zu beantworten, die meine Worte und Sprechweise von meinen täglichen Notizen aktuell kennen.
Da erscheinen Worte, die ich nicht verwende, meide, in mir fremden Satzkonstruktionen, die ich nicht beweisen kann.
Dass ich das hätte vorher anmerken müssen, ist unfair.
Soviel Zeit habe ich nicht zu mehrfachen Durchgängen mit immer neuen Fassungen. Was Sie wussten.
Etwas Vertrauen muss schon sein, nachdem ich meine ersten Sensibilitäten in dieser Richtung geäussert hatte.
Sollte ich Beispiele nennen, nichts sagen, Sie sehen mein Dilemma, sieht ja aus, wie gesprochen on the record
mein Vorwurf an mich ist, ich hätte mir die Abschriften vom Band zum Vergleich geben lassen sollen - aber die Zeit...
Ihr Angebot dazu nach ersten Anmerkungen dieser Nervosität hätte mich vielleicht verführt.
Es bleibt von meiner Seite der Vorwurf, der Veränderung oft in Worten und in Satzgefügen. Die Chronologie will ich hier nicht nennen.
Das betrifft alles eher die erste Hälfte. Der spätere Teil lässt erkennen, wie ich spreche. Im Original. Da hatten wir miteinander zu den Änderungen des ersten Teils gesprochen.
Meine Vorhaltung und Frage unter uns ist: warum überhaupt diese Änderungen an dem Original eines Anderen.
Wirklich seltsames Phänomen.
Offiziell Vorschlag
:"wegen nicht wahrgenommener Korrekturmöglichkeiten
nach redaktionellen Eingriffen im ersten Teil
erscheint der Text teilweise seltsam fremd ".

Gruss HJS
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Lieber Herr Syberberg,

ja, die Verwirrung ist über uns gekommen. Als wir in ihrem Garten saßen im Sommer und die Korrekturen eingegeben haben, dachte ich die Worte, die nicht ihrem Sprachgebrauch entsprechen, hätten wir ausgetilgt, also ein produzieren, dass ich irgendwo eingesetzt hatte, weil sich das Wort herstellen wiederholte. Sie haben mit dem Verb funktionieren gehadert, obwohl sie es selbst, wie Sie mir erzählten, einst in Zusammenhang ästhetischer Kontexte gebrauchen. In der Januarfassung hatten Sie auch einige Sätze unterkringelt, wo Ihnen die Syntax nicht zusagte, aber im August nicht mehr. Hätten wir ja leicht ändern können, als ich bei Ihnen war oder auch später. Deswegen meine, wenn ich so sagen darf, Empörung, als ich Ihre Äußerung las.

Es geht keineswegs, darum Ihren Gebrauch der Sprache zu nivellieren sondern der Interviewtext ist aus verschiedenen Gesprächen, die im Sommer 13 einsetzten kompiliert. Beim Übergang vom Mündlichen zum Schriftlichen ist die wesentliche Intention - Verdichtung. Aber das wissen Sie doch alles. Auch das Gespräche zusammengeschnitten werden, montiert etc., dass manches wegfällt und dafür anderes in den Vordergrund rückt.

Richtig ist: Der Interviewtext wurde aus mehreren Gesprächen zwischen Sommer 13 und Sommer 14 kompiliert und von Frank Raddatz eigenständig eingerichtet.
Dabei wurde in Syntax und Sprachgebrauch eingegriffen.

Wenn Sie sich gerne vom dem Text distanzieren möchten, schreiben Sie ruhig:
:"wegen nicht wahrgenommener Korrekturmöglichkeiten
nach redaktionellen Eingriffen im ersten Teil
erscheint der Text teilweise seltsam fremd ".

Der Klarheit zuliebe wäre es hilfreich, wenn Sie die Worte und Syntaxkonstruktionen benennen, die Ihnen im Nachhinein fremd erscheinen.

Natürlich sind wir jetzt alle etwas betrübt, über diese Verwerfung. Ich solle Ihnen aber im Namen von Herrn Berberich herzliche Grüße ausrichten und für Ihr Engagement danken. Ein sehr schönes,auch sehr aufschlussreiches Gespräch. Diesen Dank schließe ich mich gerne an.

Natürlich kann man es keinem Künstler verdenken, wenn er um seine Formulierung kämpft. Das ist ja sein Pflicht. Schade nur, dass es uns auch nach mehrfacher Korrektur ohne großen Zeitdruck nicht gelungen ist, die Unschärfen zum Verschwinden zu bringen.

in bester Absicht hoffe ich, dass unser Gespräch dazu beiträgt, Leser zu ermuntern sich intensiver mit Ihrem Werk auseinanderzusetzen

mit freundlichen Grüße Frank Raddatz

Lieber Herr Syberberg, ein schöner Vorschlag. Wenn Sie unsern kleinen Disput als einen Werkstatt - Dialog auf Ihre Seiten stellen, dann sind die Irritationen Ihrer Leser ausgeräumt und das Prozedere ist hinlänglich erläutert. Salomonisch. Würde mich sehr freuen. mit besten Grüßen Frank Raddatz
zuerst die Mails


Lieber Herr Syberberg,

Sie schreiben auf Ihrer Seite in Bezug auf das Interview - "Vorsicht vor dem Text. Nicht alles ist authentisch". Das finde ich ziemlich fies. Es gab zwei Korrekturgänge. Sie haben mir Ihre Korrekturen schriftlich gegeben. Das habe ich alles übertragen. Beim zweiten Mal - es war neuer Text dazu gekommen - habe sie auch den Teil, den der bereist mit ihren Korrekturen überarbeitet war, ein zweites Mal korrigiert. Auch das wurde alles von uns beiden übertragen. Dass Sie sich jetzt, wo alles nach ihren Wünschen eingerichtet wurde, derart äußern, finde ich seltsam.

mit freundlichen Grüßen Frank Raddatz

Am Anfang des Gesprächs stand die Informatiion, wir hätten beliebig Zeit und Platz. Das Gespräch darauf dauerte lang, 3 bis 4 Stunden konzentriert und ich dachte, das wars. Als es zu einem nächsten Treffen kam, fürchtete ich schon, dass Probleme von Kürzungen auftauchen, warum, war doch konzentriert und viel, genug also. Als ich die ersten Bearbeitungen las, dachte ich unrettbar, auch mit zugestandenen Prüfungen, zu weit entfernt vom Gesprochenen und in anderen Zusammenhängen bis zu totalen Fälschungen Riefenstahl plötzlich in Bayreuth und ich mitten mang. Ich bat um Revision und erwähnte nur Riefenstahl als Beispiel. Dann kam es zum 2. Treffen mit Bitten zu anderer Sorgfalt, und mein Vorschlag war man solle einfach schreiben: von FR nach HJS Gesprächen mit kleinem Text original davor. Das 3. Treffen und wieder 3-4 Stunden mit Durchsicht der letzten Papiere geschah durch Korrekturen mit dem Ergebnis vieler Originale. Das Gesprochen und solcherart kompilierte und montierte, jedesmal neu montiert und eingerichtet, durchzunehmen, war dem eigentlichen Urhber des Gespräches neben anderem Leben und Arbeiten nicht zumutbar.

Das Arbeitsprinzip stellt alle Warnlichter auf. Kompilation also Verdichtung meint zusammenziehen und wörtlich zusammenschneiden, montieren meint umstellen der Chronologien und alles im Dienste dessen, was heute gerne zu allem einrichten(eingerichtet) genannt wird, als eigene Tat. In der Musik sprechen wir vonn Aggagieren, Pasticcio, etwas locker machen, bunt, gefälliger, Th. Bernhard war auch ohne dies unterhaltend vor der Kamera. Hier aber haben wir es nicht mit dem Dokument eines besuchenden, und berichtenden Mannes der Zeitung oder des Magazins zu tun, sondern mit einem von ihm eingerichteten montiernen und zusammengefassten auch von ihm nachgeschriebenen Monlog in der Ichform dessen zu tun, der da drübersteht. Und da sind wir an dem Punkt, der uns als Hersteller von Dokumenten eines Gegenübers unterscheidet.

 

Nur die strenge Chronologie der Winfred Wagner-Films mit 3 Tagen Aufnahmen garantierten ihren Wert in voller Länge und mit allen Fragen immer getreu, d.h unverändert dazu.So auch ist das Gespräch des A.Brummer als Trivialfilmer von 1970 heute noch ein Dokument, obwohl beides damals immer als unfilmisch vorgeworfen wurde, weil nicht filmisch genuf(montiert, zugeschnitten usw). Und darum wurde das Dokument der Kornterprobe wertvol, weil -wenn auch von 16 Stunden auf 2:10 geschnitten wegen des Fernsehens- aber chronologisch und kunstvoll durch den zurücktreten Zeugen, ders gemacht. Fernsehredakteure griffen ein, wollten attraktiver machen, durch entfernen der zögernden Pausen im berüchtigenten Hitler-satz (Wenn der H. heute...)und haben immer verloren, vor Chefs und Anwälten. Zum Romy Schneider-Film richtete der spätere Ehemann(Harry Mayen) ein und hat verloren wie sie selbst mit der eigenen Version, bis nach dem Tod heute die orignale Fassung der Strenge und Treue allein wieder gilt, als besondere unter den anderen. Der Dargestellten zuliebe. Alle wollten die Dargestellten so viel möglich haben und nicht den Berichtenden, die Botschaft und nicht den Boten, und dadurch wurde auch ihm sein Teil durch die Zeiten als, ders erhalten durch seine Tat, die dann auch immer eine Form hat, dienend am anderen sich.

 

Der Text zum Fall Scharon und Schatila hätte es heissen müssen: Nach dem Tod der palästinensischen Opfer durch Giftgas in Schatila verlor Schraon als verantwortlicher Befehlshaber seinen Posten, um dann als Ministerpräsident Israels wieder zu kommen. Von Schatila berichtete Jean Genet als besonderer Zeuge. Und als Obama und die Welt plus Tel Aviv wieder viel von Giftgas nun in Syrien redeten, versuchte ich in meinen täglichen Internet-Notaten zu erinnern, dass sie als Moralisten schlechte Karten haben.

Der Text im aktuellen Lettre-Heft jetzt weis von solcher Logik nichts. Selbst wenn der Erzählende unscharf geblieben wäre, hätte der zuhörende Berichterstatter ihn fragen müssen, damit es richtig würde.

Denn im täglichen Internet gab es davon viel.

http://www.syberberg.de/Syberberg4_2013/26_Aug1.html

http://www.syberberg.de/Syberberg4_2013/27_Aug1.html


http://www.syberberg.de/Syberberg4_2013/28_aug1.html

http://www.syberberg.de/Syberberg4_2013/30_Aug1.html

http://www.syberberg.de/Syberberg4_2013/1_Sept1.html

http://www.syberberg.de/Syberberg4_2013/4_Sept1.html

http://www.syberberg.de/Syberberg4_2013/7_sept1.html

http://www.syberberg.de/Syberberg4_2013/akt11sept1.html

lettre int.mit dem schönen Design

zum als nicht authentisch bezeichneten Text in Lettre International ein Nachtrag. Es musste sein
Dann etwas zum Verfahrender Arbeitsweisen
und jetzt einge Beispiele leider ohne die orig. Abschrift der Tonbänder

das fliesst nach originalem Ton

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hier gab es eine Rückfrage des Verfassers der Einrichtungen etwas nachzutragen, was ich verweigerte. Da ist es ihm dann wohl schwergefallen selbsttätig einzugreifen.

Authentizität abgetrotzt, schriftlich nach etwas Kampf.

Es gab in fürchterlichen Zeiten nach 68 in den Medien einen fürterlichen Journalisten, der mit viel Effekt nach genau diesen Prinzipien der Montage und eines eigenen Monologs in Gestalt der Opfer fürchterllich unter den Besten des Landes hausieren ging und eine leider unterhaltsame Wüste des Elends zwischen Fingerzeigen und Gerichten hinterliess. Nun ist dies Ergebnis hier nicht auf die Pointen der Bosheiten getrieben, wie dort, aber diese selbe Methode verführt zu falschen Ergebnissen.