Dienstag, den 14. Januar

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Nochmal die Reise stationen nach N. wieder, in Berlin umzusteigen.
die Münchner Sonne soll auch hier im Norden nun scheinen ganz einfach und gut.


Nachruf auf Iris Wagner
Die wohl beherzte Iris Wagner fiel mir auf, als sie zuletzt vehement und klug für die Villa Wahnfried in Bayreuth kämpfte. Leider war sie nur zum Teil erfolgreich. Es ging ihr um den geistigen Ort der Villa Wahnfried, die Ruhe des Grabes, um die Gruft von Richard und Cosima Wagner im Garten der Villa. Und es ging ihr um das künstlerische Erbe ihres Urgrossvaters Richard Wagner.
Wahnfried war ein lebensnahes Universum der Kinder und der Kunstproduktion. Ihr Vater Wieland hatte in die Ruinen der Wagner-Villa, die im April 1945 kurz vor Ende des Kriegs noch bombardiert worden war, in den fünfziger Jahren einen Bungalow hineingebaut, wie eine Schachtel. Dort hat Iris Wagner ihre Kindheit verbracht.
Das war eine besondere Nachkriegssituation, eine Wahnsinnsgeschichte, die noch gar nicht richtig erfasst ist. Die haben ein richtiges Nest hineingebaut in einen knorrigen alten Bau. Neben den bewohnten Wänden waren ja tote und offene Räume, eben die Ruine. Ich hŠtte sie gern einmal gefragt, ob sie darin auch gespielt hat.
Ich sah das Gebäude beim Abriss und habe dort sehr viel fotografiert. Das war 1975, als ich den Film äber Winifred Wagner drehte. An den WŠnden des Bungalows waren noch die Schriftzeichen und Skizzen der Kinder zu sehen.
Die Kinder müssen ziemlich freizügig aufgewachsen sein, dass sie so etwas durften. Diese graffitiartigen Kritzeleien versinnbildlichen das Wesen des Hauses Wahnfried als lebendigen, künstlerischen Ort eigentlich ganz gut. Und genau um diese Lebendigkeit ging es Iris Wagner Ð nicht darum, etwas zu musealisieren oder zu kommerzialisieren.
Iris Wagner hat bis zuletzt darum gerungen, die Würde des Ortes wieder herzustellen. Sie war diejenige aus der Familie, die sich schŠmte für die Entwicklung in Bayreuth. Sie hat nie eine Intendanz angestrebt, sie hat nicht im eigenen Interesse gekämpft, es ging ihr nicht darum, sich etwas wieder zu holen. Sie wollte diese vielen schlimmen Dinge verhindern, die da geschehen, etwa das geplante Cafe direkt neben dem Grab von Cosima und Richard Wagner.
Leider kämpfte sie auf verlorenem Posten. Was sie ehrt.
Hans Jürgen Syberberg

 

 

siehe auch dies>>>>>>>

Anruf Stern

mit der Bitte um einen Nachruf auf Iris Wagner

Lieber Herr Syberberg,

das Nachrichtengeschäft ist unerbittlich:
Eben wurde Ihr Nachruf auf Iris Wagner gegen ein Stück über Ariel Sharon ausgewechselt. Heute geht der stern in Druck.

Ich möchte mich dennoch ganz herzlich für die Zusammenarbeit bedanken und wünsche Ihnen alles Gute.

Viele Grüße
Silke Müller

da sitzt sie nun jeden Mittag in der Sonne der Gemeinsamkeit in der Sonne gedenkend, dass er wiederkommt.
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es ist nicht gut, wenn die überwundenen Zeiten besser waren als wir, das Wichtigen zu erkennen und zu bewahren am richtigen Ort.