Dienstag, den 30. April
In Frankfurt am Mai ist zur Zeit eine Ausstellung im ehemaligen Haus der Rothschilds zu sehen. Es ist das Jüdische Museum der Stadt. Dazu gebt es inzwischen Besprechungen in den Zeitungen.
Palais Rothschild
In einer ganzseitigen Besprechung der Süddeutschen Zeitung sehen wir 3 spaltig und doppelter Höhe der Sylock von 1943 von Werner Kraus im Burgtheater als offizielle Version der Rolle und von dem Darsteller des Jud Süs gezeigt. Im Film von Harlan spielte er auf seinen Wunsch alle Juden.
Am Ende als Epilog
der 5 Ausstellungsräume ist ein Raum dem Shylock von Fritz Kortner gewidmet. Den er 1966 noch mal sprach. Er wählte gerade diesen Text von allen sonst möglich seines Lebens mit besonderem Bedacht. Und er tat es ohne Kostüm und Schminke auf der Bühne der Münchner Kammerspiele an einem Sonntagvormittag, wo er inzwischen als Regisseur grosse Abende erabeitete. Und er sprach dazu vor der Kamera, die das alles aufnahm, auch mit Abbrüchen und Versuchen, warum rals Essenz seines Bühnen-Lebens als Schauspieler er gerade diesen Text gewählt hatte. Es ist ist also ein besonders Dokument dieses grossen Theater- Mannes und er sprach als Jude wieder hier in Deutschland. Die Organisatoren der Ausstellung hatten als gutgetan, diesen Text über Geld und den Juden Shylock Shakespears und Kortners in einem solcherart erhaltenen Film gesondert in einem Raum und am Ende der Ausstellung zu zeigen. Dazu setzten sie den Titel "Ein neuer Shylock" an die Wand. In keiner der bisher erschienenen, auch überregionalen Zeituzng wird dieser Kortner-Shylock von 1966 und was das hiess und heisst, erwähnt. Abgesehen von den langen, aber wenig anschaulichen Berichten mit viel journalistischen Beschreibungen der Meinungen von Journalisten zu Geld und Juden greifen sie sich die Figur des Shylock auf und zeigen und sprechen über andere Shylock-Darstellungen, meiden also gegen die Pflicht der Berichterstattung diesen Kortner-Film im jüdischen Museum, den man dort offen sichtbar wichtig ans Ende setzte in einem eigenen Raum. . Dafür wird viel von anderem geredet. Warum.
Zwei grosse Rollendarstellungen, denn Werner Kraus wie Kortner stehen für sich. Und ihre Zeiten.
Das Foto als Anmerkung des in Frankfurt zeigten sehr informativ. Aber schon der Text aus der Zeit der damaligen Zeitungen hier unten zu lesen,wurde nicht dazu gesetzt (hier aus Joachim Kaisers Text "Ist Shylock noch zu retten")

Er schreit es uns -ja uns entgegen, und afür ist es gut nicht in Theatermaske, was habt ihr mit mir, mit uns gemacht, wozu getrieben, so zu sein. Dies gewollt zu haben. Ein Pfund Fleisch aus der Nähe der Herzen für etwas Geld, geliehenes Geld als Pfand. Das tut man nicht. nicht ohne Not. Wer hat mich in diese Not gebracht. uns alle. Was. Und nun seht mich hier, hört zu und dann urteilt- selbst. Und er schreit dies unerhörte Wort Rache, Rache mit Tänen in den Augen des Alterswissens wie sonst wohl noch nie auf einer Bühne mit der ganzen letzt Kraft und Inbrunst eines Verwundeten in hochster Not.

Ida Ihre, die grosse alte Kollegin Kortners und mit gleichem Schicksal wieder da, die diesem Dokument Ihre Stimme für den ersten Bundesfilmpreis darauf gab, wusste warum. Er war der erste Film in der Reihe der folgenden dieser Filmexistenz und vor einem solchen Gremium. Und Verpflichtung. Eine auch hier seltsam monologische Struktur aus Dokument und Bekenntnis.

Die Frankfurter Allgemeine wählte zu einem einseitigen Bericht der Ausstellung, wieder mit viel Meinung und wenig Übersichtlichkeit, als einiges Bild der Ausstellung ein Kortner-Fotos gross als Shylock. Aber nun mit jüdischer Maske und Bart. Es war im Gefolge des Versuchs von 1966 kurz darauf noch mal der ganze Shylock in einer Fernseh--Version des ganzen Kaufmann von Venedig, den man wieder wohl mit Bedacht in Frankfurt jetzt nicht zeigte. Schon Joachim Kaiser, der Kenner und Grossmeister der Theaterkritik aus den Süddeutschen Zeitung, wusste, warum er den Film -Versuch aus den Kammerspielen von 1966 vorzog. Wieder also statt Berichterstattung, ein Eingrif. Dazu kommt, mit Kortner Fotos gibt von Stefan Moses, wie wohl sonst von keinem anderen. Die nämlich zeigen, um was es hier geht.
Was ist es nun, was man hier sieht und was die Zeitungen meiden. Obwohl es die Ausstellung so deutlich ans Ende und eigenes in eigemem Raum präsentiert, also gegen das, was angeboten wird. Man könnte auch sagen: prominent besetzt in Darstellung, Ort, Regie und Fotodokumentation. Dass hier einer in zivil, also ohne historischem Kostüm und Maske auftritt, wäre man von heutigen Theatern eigentlcih gewöhnt, und das kann es nicht sein, und dass er einmal abbricht, aus Not, doch wohl hoffentlich auch nicht. Und doch, auch liegt etwas Wesentliches. Denn was ist das Neue, von dem die Ausstellenden sprechen. Korrner dreht den Shylock des Shakespeare um - ohne gegen ihn zu sein. Shylock klagt, und jklagt an.

Da kann man nicht einfach vorüber gehen, tun als seis auch nur etwas, wie dies und das. Hier kommen Dinge zusammen Darstellung und gelebtes Leben, wie es einzig auf der Bühne , diesem Hochgericht des Gottesurteils zukommt, und so als Film, wenn sie denn wichtig ist und war und immer ihm. Dazu beigetragen zu haben, dass dies existiert, nach voran gegangenen Probenarbeiten Kortners für Schiller, noch einmal ihm abgetrotzt zu haben, das spürt man in diesem Dokument einer Existenz am Ende seines Theaterlebens. Und das hier an diesen Platz zu diesem Thema gestellt zu sehen, erfüllt seinen Sinn. Mehr geht dann nicht. Aber es verpflicht dann auch ihm gerecht zu werden im eigenen Tun. Der Bogen spannt sich von diesem Monolog zu den späteren ganz eigener Verantwortung auf dem Theater dann auch wie im Film. Auch die Geschichte dazu kann man als Einheit sehen.

Dass dies im Internet steht mit täglich tausenden von Besuchern mit steigendem Zahlen bis der USA an Spitze und China an dritte Stelle und nicht in einer der gedruckten Zeitungen, dort gemieden, ist es nicht seltsam. Und es kommt alles unter dem Zeichen eines Turm ein er kleine Dorfkirche abseits im Norden des Landes.

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