Nach Gutsherrn Art.

Nach dem Fluch eines Hitler-Verdachts (Nähe oder Ko-Operation), ist der des Gutsbesitzes oder eines Gutsbesitzers, mit dessen Denken oder Handeln der nächst vernichtende. Das ist offizielle Meinung, DDR- gemäss, nicht in der Werbung, also ursprünglich den Menschen eigen, die etwas kaufen sollen (nach Gutsherren Art Leberwurst, Marmeladen, wie aus Gross/ Mutterns Küche). So auch ist die Bestätigung der Einteignungsvorgänge durch die DDR von Seiten der Kohl-Regierung als Konsens dieser Hintergründe zu verstehen. - Wenn dieser damals verantwortliche Politiker nun eventuelle Namen von Geldgebern verschweigt, als sei er ein Ehrenmann der alten Schule, wird alles unglaubwürdig und kollabiert, wie das Land, um das es hier geht.- Die Menschen aber essen und kaufen anders als sie denken, offiziell? Wie sie Postkarten von ihren Urlaubsorten verschicken mit alten Ansichten, die man in der Realität längst durch Raub-Bau vernichtet hat oder modernisierte, vor-gebend, sie wären dort, wo alle gerne wären. In einer anderen Welt.
Mein Vater aber war von dieser Welt. Ein Guts-Herr. Das heißt er besaß ein Gut - im Englischen estate, wie man dort auch einen geistigen Besitz als Erbschaft der Rechte verwaltet, so bei uns auch das geistige Gut, dem zu kultivierenden Acker verwandt -. Das war kein Schloss oder Rittergut aus altem Lehenssystem. Das war das Haus mit Hof und Menschen und den Tieren, zum Land, zu pflegen, bewirtschaften und kultivieren, als ein autarker Kosmos. Vielleicht unwirtschaftlich nach heutigen Renditemaßstäben und eher monarchischen Diensten und Herrschaftsverantwortungen verpflichtet. Mit gut sichtbaren Ordnungen der Höhen und Missverhältnissen, wie vor Gott. Da gab es früher Gerichtsbarkeiten, Rechte der
* ersten Nacht, Patronatsverhältnisse in der Kirche. Die Stoffe der Brecht und Kleist, Fontane oder Singer, Strindberg, Tschechow, Tolstoi  sind voll davon. Man lese die M.Döhnhoff über den Unterschied zwischen Hamburger Bungalow und Ostpreussischen Heim-Weh.Und vor allem schlage man nach beim LF. von der Marwitz und seinen Bekenntnissen, die selbst dem preussischen König zu viel waren, in der Zeit der Reformen, dass der ihn in das Gefängnis steckte, Bekenntnisse, die zuletzt G. de Bruyn herausgab am Ende der DDR. Das, um was es hier geht , ist ein Sorge- und Pflichsystem, das Gewerkschaften ausschließt, Demokratie als Lebensorganisation und Weltinteresse anders definiert, nicht nach Mehrheitsmeinungen,den wechselnden und beeinflussbaren, sondern, die sich im Idealfall auf alte Tugenden beruft von Gerechtigkeiten, die Gott gewollt, die der verantwortlich ist, der dafür ausgewählt , wie geboren und erzogen wurde, von Natur, wie heute nach Begabung, der eine so, der andere so. M.Chr.Wieland versuchte den Geist dieses Landlebens zu verbinden in einer idealen Liebe zu Dritt (Ossmannstedt), Goethe besuchte in Tagesritten seine Frau von Stein auf dem Lande in Kochberg bei Weimar. Heute, im Leben und Theater, wie in der Universität vor Jahren, bei H.Sedlmayr (Verlust der Mitte), im Unterschied zu allen anderen, merkt man, wie bei Gündgens, wer so aufwuchs oder nicht, was andere nie verstehen werden, schon daran, ob sie antworten oder nicht, auf Briefe, wie Bitten um Gehör. Intendanten ohne Auftrag, bis in die Regien solcher Kunst. Als dieser Vater, - mit Dwinger und Skrowonnek im Bücherschrank -, von Versaille getroffen, der nie in die Schlacht ging, ohne sich rasiert zu haben, mit dem Herz auf dem rechten Fleck und Willi Brandt wählend, eben darum, den Menschen nahe, wie den Frauen, aber den Musen fern, wie der Musik, entfernter gings nicht, zwischen Vater und Sohn, als dieser Guts-Herr im Kriege seine Gefangenen aus Frankreich, Belgien, Polen und zuweilen auch aus Russland so behandelte, dass das nach 45 sein Leben und unseres schützte, tat er das nicht aus spekulativen Gründen oder nichtmal aus denen der Toleranz oder Menschenrechte, wie man heute sagt, so wie er kein Bio-Bauer war oder biologische Landwirtschaft betrieb, er tat das , weil sie ihm anvertraut waren, wie Gäste durch das Geschick zugeteilt bis zur persönlichen Gefährdung in jener Zeit. Bei einem solchen Gutsbesitzer dieser Art, solchen alten Schlages, sagte man, war man gut aufgehoben, das wussten, die's betraf, alle gleich. Und man fürchte sich vor denen, die da heute höhnen in den wechselnden Gezeiten ganz anderer Gehorsamkeiten immer im Konsens dessen, was gerade Vorteil bringt. Und man habe Angst vor denen, die in des ent-Eignens Dienste stehen, des Eigenen verlustig selbst. Bis zu dem Punkte,wo des Menschen Ende beginnt.

PS zu Nach Gutsherrn Art.
Wenn der Münchner Oberbürgermeister (SPD) ohne Gremien zu befragen, versucht Referenten(innen) zu suchen, und man kennt das Larmentieren der Gremien, Rücksichtnahmen, Mehrheitsabhängigkeiten, Zwänge, Vervielfältigungen der Eitelkeiten ohne Sachbezüge, tötlich für die Kunst, Kultur, denn Kunst ist eine Hierarchie des Guten über des weniger Gute, dann nennt man sein Handeln nach Gutsherrn Art, wohl weniger, weil sie den Künsten näher standen, aber der Natur. Wenn einer aus dem verkümmerten Stand der letzten Aristokraten ins FS kommt und etwas komische Dinge sagt, aber frei, ohne Punkte wollen zu müssen, für die Karriere der Meinungen, frei also von der Macht der Medienwarte und -Verfolgungen, dann ist es wieder da das Ehrenwort von der Gutsherrn-Art, letzter Souveränitäten, Autarkien des Herzens.

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